Die Pflege deutschen Liedgutes war wohl schon immer, gerade in den stillen, einsam liegenden Dörfern unserer engeren Heimat Herzensangelegenheit ihrer Bewohner, und die altbekannten Spinn- und Strickerstuben unserer Voreltern mögen die ersten Stätten gewesen sein, in denen das alte Volkslied – neben geistlichen Liedern – besondere Pflege der Gemeinschaft fand.
Verwunderlich war es daher nicht, dass in Minfeld schon recht früh, im Winter des Jahres 1858 – genau 50 Jahre nachdem Zelter in Berlin seine Liedertafel gründete, und genau ein Jahr vor der Gründung des Pfälzischen Sängerbundes im Januar 1860 – sangesfreudige Männer sich fanden und am 10. Januar 1859 einen Gesangverein, den „Männerchor Minfeld“, gründeten.
Wie groß der Fleiß und die Lust am Lied und seiner Pflege waren, beweist die Tatsache, dass bereits im Februar des gleichen Jahres das erste öffentliche Auftreten des neuen „Singvereins“ vor der ganzen Dorfgemeinschaft stattfinden konnte. Die Gäste waren bei dieser Veranstaltung so zahlreich, dass der Saal nicht ausreichte und die Veranstaltung wiederholt werden musste.
Der „Singverein“ als eine Gemeinschaft sangesfroher Männer war entstanden aus spontaner Freude am Lied, freudig begrüßt von der ganzen Bevölkerung, die dankbar das Wollen der Männer anerkannte und immer bereit war, die gute Sache zu unterstützen. In dankbarer Erinnerung gedenkt das ganze Dorf der Männer, die seinerzeit die Initiative ergriffen.
Unvergessen der 1. Präsident des Vereins, dessen Name als Erzieher jedem Dorfbewohner heute noch in Erinnerung ist und dessen Grabstätte auch heute noch auf dem Gemeindefriedhof gehegt und gepflegt wird: Lehrer Ecarius. Sein Wirken in Minfeld war reich an Segen, sein Dienst im Dorf immer Verpflichtung.
Seine Freunde waren zugleich Mitglieder der Vorstandschaft, und es sind Namen mit gutem Klang, die um jene Zeit auch als Ratsherren der Gemeinde mit in den alten Akten der Gemeinde geführt werden:
Färbermeister Keller, Lehrer Adam (1. Chorleiter des Vereins), Landwirt und Adjunkt Beyer, Schreinermeister Hüner, Lehrer Hüter und Gastwirt Kern.
Nur noch diese Namen sind anhand des Gründungsprotokolls zu ermitteln; gewiss aber ist, dass mit ihnen viele andere Männer aus alten Minfelder Familien in treuer Sängerkameradschaft den Verein zu dem schufen, was er von Anbeginn seines Bestehens war: Eine Gemeinschaft, die das wertvolle Erbe unserer Dichter und Tonsetzer pflegte und erhielt, es weitergab durch Generationen bis zum heutigen Tage.
Schon 1861 konnte die Vereinsfamilie ihre 1. Fahnenweihe begehen; ein Fest, das die ganze engere Grenzheimat freudig beging und das gewiss mit Anlass war, dass die aktive Liedpflege Eingang fand in andere Dorfgemeinschaften.
1861 ist auch die Teilnahme am ersten Sängerfest in Kandel beurkundet. Der Mitgliederstand wird in diesem Jahr bereits mit 84 Personen angegeben.
Erstmals 1881 sind Ausgaben zu verzeichnen für „Pfälzische Sängerbund-Hefte“; ob der Verein ab diesem Zeitpunkt dem Pfälzischen Sängerbund angehört hat, ist unbekannt.
Im Frühjahr 1884 feiert der Verein sein 25-jähriges Jubiläum.
Vorbildliche Arbeit wurde in der Folgezeit geleistet, und die Mühe und der Fleiß der Sänger fanden ihren Lohn in den erfolgreichen Veranstaltungen, die der Verein durchführte.
Der Gesangverein „Männerchor Minfeld“ war bekannt und geachtet ob seiner Leistungen, und viele Ehrenpreise, Schärpen und Pokale zeugten vom Können der Sänger.
Unvergessen sind die Feste, die der Verein gab, und vor allem sind die großen Konzerte zu nennen, die in Minfeld schon sehr früh stattfanden und zu denen regelmäßig erstklassige Militär-kapellen aus den Garnisonen Landau, Karlsruhe, Rastatt und Zweibrücken verpflichtet werden konnten.
Doch die Vereinsgeschichte kennt nicht nur Höhen, sie weiß auch von Tiefen zu berichten, die durchwandert werden mussten und überwunden wurden durch Treue zum Lied.
Schwere Verluste erlitt die Mitgliederschar durch den 1. Weltkrieg. Viele Sängerkameraden durften nicht mehr heimkehren. Trotz großer Lücken, die der Krieg schlug und wirtschaftlicher Not ging die Vereinsarbeit weiter. Sangesfreudige Jugend stieß zum Verein und wurde von den gebliebenen Sängern getreu der Tradition des Vereins liebevoll aufgenommen, erzogen und gefördert. Neue Erfolge kamen zu altem Ruhm, an dem auch Sänger beteiligt waren, die heute noch aktiv singen.
1934 hielt der Verein seine 2. Fahnenweihe, und Minfeld feierte ein Fest, das noch heute in bester Erinnerung bei allen Sängern der Südpfalz sein wird.
In die erfolgreiche Arbeit des Vereins brach 1939 erneut der Moloch Krieg ein, der wieder schwerste Wunden riss. Treue Freunde fielen, blieben vermisst, kehrten nicht mehr zurück.
Hart war die Nachkriegszeit, und auch das Schicksal des „Männerchor Minfeld“ schien besiegelt.
Schwer waren die Bedingungen des Wiederaufbaus. Die wenigen Sänger machten sich ans Werk, so dass im Januar 1948 mit dem Dienst am Lied wieder begonnen werden konnte. Alles hatte der Verein verloren: Seine Fahne, die Noten, die Ehrenpreise, Schärpen und Pokale; das Klavier war schwer beschädigt. Es musste ganz von vorne begonnen werden, und es wurde begonnen, denn es war eine gute Sache, um die es ging.
Am 29. Mai 1954 beging der Verein seine 3. Fahnenweihe. Zeitgleich erfolgte die Vorstellung des von Lehrer Hans Weis in freudiger Arbeit neu geschaffenen Frauenchores Minfeld.
Auch dieses Fest reihte sich würdig in die großen Veranstaltungen des Vereins ein.
Es war das Fest des Liedes an der Grenze, das weit über den Rahmen unserer engeren Heimat hinaus in Minfeld gefeiert wurde.
1959 feierte der Verein seinen 100-jährigen Geburtstag und erhielt die vom damaligen Bundes-präsidenten gestiftete Zelterplakette. Diese Ehrung war Verpflichtung, weiter dem Liede zu dienen, es zu pflegen und weiterzugeben an die Kommenden.
In den Jahren 1962 auf 1963 wurde aus dem gemischten Chor wieder ein reiner Männerchor. Als Chorleiter wurde damals der junge Werner Kuhn aus Rheinzabern verpflichtet. Er verstand es, aus 30 Mann einen leistungsstarken Chor zu bilden, der in den folgenden Jahren viele Urkunden und Pokale von Freundschafts-, Preis- und Prädikatssingen mit nach Hause nehmen konnte.
Am 12., 13., und 14. Juli 1969 feierte der Verein sein 110-jähriges Bestehen mit einem Sängerfest größeren Ausmaßes, an dem 20 Brudervereine aus Nah und Fern teilnahmen. Der Männerchor 1859 Minfeld zählte zu dieser Zeit 29 aktive Sänger.
Einen großen Verlust erlitt der Verein durch den plötzlichen Unfalltod des Chorleiters Werner Kuhn am 15.12.1970. Ihm hat der Männerchor 1859 Minfeld sehr viel Gutes zu danken.
Im Januar 1971 wurde unter Chorleitung von Herrn Felix Heid der Singstundenbetrieb wieder auf-genommen. Unter seiner Leitung wurde dann der neue gemischte Chor ins Leben gerufen. Der Vereinsname änderte sich auf „Männer- und Frauenchor 1859 Minfeld“.
Zu Beginn des Jahres 1972 bis zum Oktober 1977 war ein steter Wechsel der Chorleiter im Ver-einsgeschehen zu verzeichnen. Als Herr Bernhard Frankmann im Oktober 1977 die Leitung des Chores übernahm, hatte man Hoffnung auf eine Besserung im Chorgesang und vor allem guten Erfolg bei den Chorproben. Ein Beweis hierzu ist das Festkonzert am 28.04.1979 in der Minfelder Schulturnhalle unter der Leitung von Herrn Bernhard Frankmann.
Am 29.06, 30.06. und 01.07.1979 feierte der Verein sein 120-jähriges Jubiläum. Der Höhepunkt dieses Festes war die Verleihung des Wappenschildes von Rheinland-Pfalz, überreicht vom damaligen Landrat Herrn Joachim Stöckle.
Die Mitwirkung des Vereins bei der 1.000-Jahr-Feier von Minfeld im Jahre 1982, die über neun Tage unter Mithilfe aller Sängerinnen, Sänger und Mitglieder gefeiert wurde, war ein großes Ereignis.
Am 09.08.1982 traf den Verein die schmerzliche Nachricht vom Tode des Chorleiters Bernhard Frankmann, der nach schwerer Krankheit verstarb und den Chor ohne Führung hinterließ.
Am 02.01.1983 übernahm Frau Sibylle Magg aus Minfeld vorübergehend die Leitung des Chores.
Im Oktober 1983 verpflichtete der Verein als Chorleiterin Frl. Sabine Schneider aus Winden, heute Frau Sabine Deutsch, die ihr Amt zur besten Zufriedenheit mit großem Können und Begeisterung für den Gesang bis zum heutigen Tage ausführt.
Am 26.05.1984 veranstaltete der Verein ein Jubiläumskonzert zum 125-jährigen Bestehen, da für die Vorbereitung eines Festes die Zeit zu kurz war.
Im März 1986 stellten sich die Sängerinnen und Sänger mit ihrer neuen Chorleiterin erstmals den Wertungsrichtern in Wörth und erhielten eine gute Bewertung.
Vom 23. bis 25. Juni 1989 feierte der Verein sein 130-jähriges Bestehen mit vielen befreundeten Vereinen. Abschluss und Höhepunkt war am Sonntagabend ein örtlicher Sängerwettstreit von 11 Vereinen.
Am 15.08.1990 fanden sich 30 Männer zusammen, die zum gemischten Chor einen reinen Männerchor ins Leben riefen.
Bei einem Gesang- und Tanzabend am 22.10.1994 in der neu eingeweihten MUNDO-Halle in Minfeld wurden das 135-jährige Vereinsjubiläum und die 10-jährige Tätigkeit von Chorleiterin Sabine Deutsch gefeiert.
Frau Deutsch hat es verstanden, mit ihrem Können und ihrer Begeisterung für den Gesang den gemischten Chor und den Männerchor zu einem guten Leistungsstandard zu führen. Dies beweisen auch Pokale und Urkunden für erreichte erste Plätze bei Wertungssingen in Bornheim und Winden in den vergangenen Jahren.
Vom 17. bis 19. September 1999 feierte der Verein sein 140-jähriges Jubiläum.
Im Jubiläumsjahr verzeichnete der Gemischte Chor 38 aktive Sängerinnen und Sänger, der Männerchor 26 Aktive.
An den Freundschafts- und Konzertsingen der Jubiläumsveranstaltung beteiligten sich insgesamt 56 Gastvereine.
Am 08. Mai 2004 feierte der Männer- und Frauenchor 1859 Minfeld mit einem Konzert in der MUNDO-Halle Minfeld das 20-jährige Chorleiterjubiläum von Dirigentin Sabine Deutsch.
Der gemischte Chor und der Männerchor präsentierten einen bunten Reigen aus traditionellem Liedgut und moderner Chorliteratur:
Bekannte und beliebte Chorlieder, Spirituals, Musical-Melodien, Welterfolge internationaler Inter-preten.
Das Programm wurde bereichert und abgerundet durch die Mitwirkung eines Posaunenquartetts und Klavierbegleitung bei einigen Liedvorträgen.
Zum Sonntag Kantate (dt.: „Singet!“) des Kirchenjahres präsentierte der Männer- und Frauenchor 1859 Minfeld am 24. April 2005 in der protestantischen Kirche ein Geistliches Konzert mit Gospels und Spirituals.
Der Gemischte Chor und der Männerchor brachten u. a. biblische Freiheitslieder der einstigen amerikanischen Sklaven zu Gehör, deren Textübersetzungen den Programmbroschüren beilagen.
Am E-Piano begleitete Matthias Wöschler; die Gesamtleitung des Konzerts lag in den bewährten Händen von Chorleiterin Sabine Deutsch, die auch als Solistin ausdrucksstarke Glanzpunkte setzte.
Die Darbietungen waren sehr ansprechend und unterstrichen das hohe gesangliche Niveau der beiden Chöre. Unter den zahlreichen prominenten Gästen dieses abendlichen Gottesdienstes in der Minfelder Kirche zeigte sich auch der Präsident des Pfälzischen Sängerbundes, Hartmut Doppler, sehr angetan von der überzeugenden Leistung beider Chöre.
Anlässlich des 25-jährigen Chorleiterjubiläums von Frau Sabine Deutsch fand am 16. Dezember 2006 im Kulturzentrum Hagenbach ein vorweihnachtliches Benefiz-Konzert statt.
Mehr als 400 Sängerinnen und Sänger der von Sabine Deutsch geleiteten Chöre und Chorgruppen sowie Pianist Matthias Wöschler begleiteten den Festabend musikalisch.
Frau Deutsch nahm aus der Hand des Vorsitzenden des Sängerkreises Germersheim, Hans Hof-mann aus Hagenbach, für ihre 25-jährige Tätigkeit als Chorleiterin die Urkunde des Deutschen Chorverbandes und dazu die silberne Ehrennadel in Empfang.
Hofmann würdigte das Wirken der Dirigentin Deutsch, indem er Stationen aus ihrem bisherigen musikalischen Lebenslauf schilderte.
Als weitere Auszeichnung wurde Frau Deutsch durch den Chorverband der Pfalz der Titel „Chor-meisterin“ verliehen.
Weitere Aktivitäten des Vereins sind die traditionellen Herbst- und Frühlingssingen mit Gastver-einen sowie die Mitwirkung bei Festen und Jubiläen befreundeter Vereine.
Die Mitwirkung des Vereins bei der 1.025-Jahr-Feier von Minfeld, die mit einem Dorffest vom 15. bis 18. Juni 2007 gefeiert wurde, war wieder ein großes Ereignis.
Der Männer- und Frauenchor 1859 Minfeld feiert im Jahr 2009 sein 150-jähriges Bestehen mit Festveranstaltungen am 09. und Mai in der MUNDO-Halle Minfeld.
Im neuerlichen Jubiläumsjahr verzeichnet der Gemischte Chor 32 aktive Sängerinnen und Sänger, der Männerchor 24 Aktive.
Chorleiterin Sabine Deutsch versteht es bestens, die Sängerinnen und Sänger immer neu heraus-zufordern, auch mit moderner Chorliteratur und fremden Sprachen.
Der Wunsch bleibt wie damals:
Möge es gelingen, in Zukunft auch die Jugend für den Chorgesang zu begeistern und viele Freundschaften zu knüpfen, damit das Erbe unserer Väter erhalten bleibt und weiter getragen wird, getreu dem Wahlspruch auf der Vereinsfahne:
„Edel und bieder seien Herz und Lieder“
Chronik aktualisiert:
Minfeld, im Januar 2009 – WH